Das Buch

Der Erhalt und die Verbesserung der biologischen Vielfalt der europäischen Wälder sowie die Gewährleistung ihrer Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, damit sie in einer sich rasch verändernden Umwelt weiterhin eine breite Palette von Ökosystemleistungen erbringen können, sind für die Nachhaltigkeit der europäischen Gesellschaften von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert mehr denn je einen sachkundigen, fließenden und effektiven Dialog zwischen Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträgern, Waldbesitzern, Waldbewirtschaftern und Naturschützern.

Empfohlene Zitierweise: Krumm, F.; Schuck, A.; Rigling, A. (Hrsg.), 2020: How to balance forestry and biodiversity conservation - A view across Europe. Europäisches Forstinstitut (EFI); Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf. 640 S.

Das moderne und pragmatische Konzept der integrierten Waldbewirtschaftung kann als Ausgangspunkt für die Verbesserung der Nachhaltigkeit des Forstsektors betrachtet werden. Die Autoren des neuen Buches "How to balance forestry and biodiversity conservation - a view across Europe" stellen die grundlegenden Leitlinien dieses Konzepts vor und geben Einblicke aus Wissenschaft und Praxis, wie Biodiversitätsschutz und Holzproduktion in einem bestimmten Waldgebiet in Einklang gebracht werden können.

Im ersten Teil des Buches werden der theoretische Rahmen, der vergangene und aktuelle Kontext und die Rahmenbedingungen sowie zukünftige Herausforderungen und Lösungen für die integrierte Waldbewirtschaftung diskutiert. Der zweite Teil beleuchtet 32 ausgewählte Beispiele von Forstbetrieben, Waldbesitzern und regionalen Initiativen aus ganz Europa. Abschließend wird ein aus den Umsetzungsbeispielen abgeleiteter Werkzeugkasten mit integrativen Maßnahmen vorgestellt, der lokalen Waldbesitzern und -bewirtschaftern helfen soll, sich einen Überblick über geeignete Maßnahmen zu verschaffen.

Die Autoren zeigen, dass die europäischen Wälder stark durch ihr kulturelles Erbe geprägt sind, was zu einer großen regionalen Vielfalt führt, und kommen zu dem Schluss, dass lokal verwurzelte integrierte Waldbewirtschaftungskonzepte erforderlich sind, um die biologische Vielfalt in den Wäldern zu erhalten und zu erhöhen. Darüber hinaus wird gezeigt, dass integrierte Bewirtschaftungsansätze den Bedarf an Holz- und Faserproduktion und die Anforderungen an die Erhaltung der biologischen Vielfalt und die Förderung anderer Ökosystemleistungen, die der Wald erbringt, in Einklang bringen können. Es ist jedoch dringend erforderlich, die Wissensvermittlung zwischen Waldbewirtschaftern und Naturschutzexperten und der Bevölkerung zu verbessern, um das Potenzial integrierter Ansätze zu erläutern. Die integrierte Waldbewirtschaftung mit ihrem Gleichgewicht zwischen Produktion und Naturschutz könnte ein Vorbild für die tropische Forstwirtschaft, aber auch für andere Landnutzungssektoren in Europa wie die Landwirtschaft sein. Die Erhöhung der Vielfalt in den europäischen Wäldern kann einerseits Kosten verursachen, weshalb es wichtig ist, die tatsächlichen Kosten hinter der Produktion zu berechnen und zu kommunizieren. Andererseits gibt es auch einen großen Nutzen, da eine Erhöhung der biologischen Vielfalt ein wichtiges Mittel ist, um die Wälder widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.

Die Beispiele aus der Praxis zeigen, wie eine lange Tradition der Mehrzweck-Waldbewirtschaftung mit Schwerpunkt auf der Holzproduktion bewahrt und gleichzeitig im Einklang mit den sich ändernden gesellschaftlichen Bedürfnissen in dicht besiedelten Gebieten in Richtung einer integrierten Biodiversitätsförderung weiterentwickelt werden kann. Es werden verschiedene Wege und Maßnahmen aufgezeigt, die eine Anpassung der intensiven Waldbewirtschaftung ermöglichen, um die biologische Vielfalt und andere wichtige Güter und Dienstleistungen zu fördern und gleichzeitig Holz zu produzieren. Darüber hinaus wird in den Praxisbeispielen auch deutlich, dass die Akzeptanz lokaler Initiativen und die Berücksichtigung kultureller Besonderheiten entscheidend sind, um lokale Wertschöpfungsketten zu erhalten und biodiversitätsreiche Landschaften zu fördern.

Die Maßnahmen der Praxisbeispiele werden zu einer waldbaulichen Toolbox zusammengefasst. Der Werkzeugkasten enthält zum einen biologisch-ökologische Bewirtschaftungsinstrumente, die wiederum in einzelne Abschnitte gegliedert sind, die den räumlichen Schwerpunkt der Maßnahmen angeben: 1. Werkzeuge auf Landschaftsebene, 2. baum- und totholzbezogene Werkzeuge und 3. Artenbezogene Instrumente. Andererseits werden die sozioökonomischen Instrumente näher erläutert. Beispiele für landschaftsbezogene Instrumente sind die Einrichtung von Waldreservaten und die Verbindung von Landschaftselementen mit der Wiederherstellung von Weidesystemen. Artenbezogene Instrumente umfassen die Förderung der genetischen Vielfalt, die Förderung seltener und ökologisch wichtiger Bäume, aber auch die Einführung von Raubtieren, um den Verbissdruck zu verringern. Die wirtschaftlichen Instrumente reichen von Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen bis hin zum Ökosponsoring.

Die Anwendung solcher integrierter Waldbewirtschaftungsansätze und die Nutzung der in diesem Buch vorgestellten Instrumente ermöglichen es, die verschiedenen Güter und Dienstleistungen des Waldes, einschließlich der biologischen Vielfalt, zu respektieren und auf nachhaltige Weise zu erhalten. Es wird gezeigt, dass es vielversprechende Ansätze für die künftige Waldbewirtschaftung gibt, die es ermöglichen, die verschiedenen Ansichten und Anforderungen zusammenzubringen, Synergien zu schaffen und die Funktionsfähigkeit des Waldes sowie die Bereitstellung wichtiger Güter und Dienstleistungen für kommende Generationen zu sichern. Dennoch gibt es noch weitere Möglichkeiten, das Konzept der integrierten Waldbewirtschaftung und der Erhaltung der biologischen Vielfalt in den Wäldern zu erweitern, und das Buch endet mit einer Liste von Vorschlägen für die Waldpolitik, die Bewirtschaftung und die Wissenschaft.

Mit seinem umfassenden Überblick über den wissenschaftlichen Hintergrund der integrierten Waldbewirtschaftung und den Beispielen aus der Praxis, die die Vielfalt der Möglichkeiten zur Umsetzung von Maßnahmen zum Ausgleich verschiedener Ökosystemleistungen aufzeigen, ist diese Veröffentlichung ein wertvolles Dokument für alle Fachleute, die im Bereich der Forstwirtschaft und des Naturschutzes tätig sind.